„Wir würden uns wünschen, dass Bauvorhaben viel, viel öfter so laufen“, resümiert der Architekt Tim Driedger den Bau der Container-Kiez-Kirche für den deutschen Kirchentag in Dortmund. Auch bei uns ist das Projekt noch heute eines der Highlights der vergangenen Jahre. Zu unserem 25. Jahrestag gehört die Kirche aus Seecontainern darum unbedingt in den Rückblick. Tim Driedger, der mit dem Architekturbüro in_design architektur die Container-Kiez-Kirche pro bono entworfen hat, schwelgt mit uns nochmal in Erinnerungen.

Herr Driedger, schön, dass Sie sich die Zeit nehmen und mit uns nochmal auf den Bau der Kirche aus Seecontainern zurückblicken.

Wir denken immer noch sehr, sehr gerne daran zurück. Das ist etwas, wovon ich noch lange zehren kann. Ich war auch an einigen Tagen vor Ort und durfte mir ansehen, wie die Kirche von den Jugendlichen mit Leben gefüllt wurde – ohne spirituell zu sein, aber das war so energiegeladen und hinterlässt dauerhaft ein gutes Gefühl.

Da wurde aus einem Gedanken ein kreativer Ort, der auch so genutzt wurde. Macht das den Lohn des Architekten aus, wie beim Künstler der Applaus?

Ein Objekt in Aktion zu sehen, ist für uns als Architekten unser täglich Brot. Wir planen etwas, das später belebt wird. Das ist immer ein toller Moment und daraus zieht man eine große Motivation. Im Fall der Kirche war das aber nochmal ganz besonders, weil da so viele Ehrenamtliche dabei waren, so viel positive Energie und Freude. Als unser Team das Event besucht hat, gab es sogar einen Dankes-Flashmob, weil wir den Entwurf für die Container-Kiez-Kirche pro bono gemacht haben. Das war sehr beflügelnd.

Wie ist die Idee, eine Kirche aus Seecontainern zu bauen, eigentlich entstanden?

Die Idee haben wir gemeinsam mit den Mitwirkenden der Jugendkirche entwickelt. Bereits zwei Jahre zuvor hatten wir eine Kirche aus Gerüstbauteilen entworfen. Jetzt in Dortmund haben wir gesagt: Wir wollen etwas finden, was gut zum Ruhrgebiet mit seiner Industriekultur passt und wieder einen „Baustoff“ nutzen, den man erst einmal nicht mit Kirche in Verbindung bringt. Jemand von der Kirche brachte Seecontainer ein. Mit Bauklötzen und 3-D-Druck-Modellen von Containern haben wir dann gemeinsam ausprobiert, wie wir die Kirche aufbauen können.

Was kam dabei heraus?

Aus der Überlegung heraus, dass ja nicht nur im Container an sich kleine Raumeinheiten entstehen, sondern, dass man auch den Raum zwischen den Containern nutzen kann, entwickelten wir den Innenhof aber auch das „Gehäuse“ mit vielen „Zwischenräumen“. Eine Gemeinde entsteht schließlich durch Begegnungen. Unsere Idee war es darum, viele verschiedene Möglichkeiten genau dafür zu schaffen. Wir stapelten die Container so, dass Zwischenräume und überbrückte Räume entstehen, was den Kirchenraum zu etwas Besonderem macht. Der Kern, das Herz, war nicht IN einem Container, sondern der Hof zwischen den Containern, wo etwa auch der DJ-Segen stattfand oder die Predigten gehalten wurden.

Was war denn Ihr persönliches Highlight an der Kirche?

Es gab so viele Highlights! Sicherlich eines davon war die Bibliotheksbrücke: Ein Container, der als schwebendes Element an der Stirnseite zwei Seitenteile miteinander verband. Bloedorn Container hatte aus dem Container große Fensterbereiche ausgeschnitten. In diesen Fensterausschnitt drapierte ein Kirchenkreis die Buchrücken von Bibeln so, dass ein typisches Kirchfensterbild daraus entstand. Das Bild konnte man nur von außen sehen. Drinnen im Raum konnten die Jugendlichen Textarbeiten machen, Bibelstellen lesen, sich Zitate rausstreichen und so weiter.

Nun baut man natürlich nicht jeden Tag Kirchen aus Seecontainern. Das Vorhaben an sich ist schon ungewöhnlich. Gab es etwas, das Sie besonders überrascht hat?

Besonders überrascht hat uns sicherlich das Presseecho! Dass plötzlich Sat1, die Bild-Zeitung oder auch der WDR Interviews mit uns führen wollten, das haben wir nur bei sehr wenigen Bauvorhaben. Das ist aber auch der Pressearbeit von Bloedorn Container geschuldet.

Besonders schön war, dass man bei der Container-Kiez-Kirche nicht mit den üblichen Widrigkeiten am Bau zu tun hatte. Alle Ämter waren sehr offen und sehr produktiv. Was toll lief, war auch das Aufstellen der Kirche durch Bloedorn Container. Wir kennen es im Bauwesen eher so, dass alles immer länger dauert. Jeder hat Ausreden, warum etwas nicht pünktlich klappt. Bei dem Projekt war es genau umgekehrt: Die Container wurden logistisch perfekt angeliefert, direkt aufgebaut und auf einmal stand die Kirche da. Wir würden uns wünschen, dass Bauvorhaben viel, viel öfter so laufen.