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Jubiläumsrückblick: Seecontainer als Bühnenbild

Thomas Grandoch ist Experte darin, Fantasiewelten zu erschaffen. Vor fünf Jahren nutze er dafür Seecontainer von Bloedorn und entführte Zuschauer auf der Bottroper Halde Haniel in die Welt des „Fliegenden Holländers“. Zusammen mit Thomas Grandoch blicken wir anlässlich unseres 25. Jubiläums auf ein besonderes Projekt zurück.

Was heute vielen Leuten eher aus Filmen wie „Fluch der Karibik“ bekannt vorkommt, basiert in Teilen auf der Wagner-Oper „Der Fliegende Holländer“. Thomas Grandoch inszenierte als Regisseur, künstlerischer Leiter und Bühnenbildner die Oper auf der Halde Haniel in seiner Heimatstadt Bottrop. Etwa 100 Meter über der Stadt bildet ein Amphitheater auf der Halde eine Kulisse zwischen Industriekultur und Naturerlebnis. In genau dieser Kulisse wurden unsere Container zum Bühnenbild.

Herr Grandoch, schön, dass es klappt und wir noch einmal zusammen zurückblicken.

Sehr gerne! Ich hoffe, dass ich die Details noch gut genug parat habe. Außergewöhnlich war es jedenfalls.

Vielleicht erzählen Sie uns erstmal, wie es damals überhaupt dazu kam, dass Sie die Oper auf der Halde inszeniert haben.

Die Halde Haniel ist als Spielort für größere Inszenierungen in der Region bereits etabliert. Im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas 2010 durfte ich dort die Oper Aida als Künstlerischer Leiter und Regisseur planen und durchführen. Weil Aida so ein Erfolg war, wollte die Stadt Bottrop noch eine Oper auf die Halde bringen, diesmal jedoch als eigene Produktion. Für eine eher kleine Stadt ist das – naja – sagen wir mal so: fast schon größenwahnsinnig. Die wichtigste Aufgabe stand darum schon gleich zu Beginn, nämlich ein Stück zu finden, das „machbar“ ist. Mit dem „Fliegenden Holländer“ haben wir eine gute Wahl getroffen. Es ist nicht zu lang, personell zu stemmen und vor allem fanden wir es spannend, ein Stück, in dem sich Seemannsgarn entspinnt, auf einer Halde, also einem kleinen Berg mitten im Ruhrgebiet, zu inszenieren.

Warum passte denn der „Fliegende Holländer“ so gut?

Wenn man auf einem so besonderen Ort wie der Halde Haniel spielt, dann muss man diesen Ort auch in das Stück einbeziehen. In diesem Fall war es das industriekulturelle Flair, der mystische Ort, der gut zur mystischen Welt des fliegenden Holländers passte. Ich hatte die Idee, die Besucher mit Betreten der Kulisse in eine andere, abgeschlossene Welt zu führen.

Vielleicht kurz zum Hintergrund, für alle, die die Geschichte nicht vor Augen haben:
In dem Stück geht es um einen verfluchten Schiffskapitän und seine Mannschaft. Sie sind dazu verdammt, auf ewig auf den Weltmeeren zu segeln und dürfen nur alle 7 Jahre für einen Tag an Land. Der Fluch kann nur gebrochen werden, wenn der fliegende Holländer eine Frau findet, die ihm ewige Treue und Liebe schwört. Hier kommt die junge Senta ins Spiel. Sie wächst behütet und privilegiert auf, fühlt sich aber in einem goldenen Käfig gefangen. Sie sehnt sich nach der Welt des fliegenden Holländers.

Wie gelang es denn letztendlich die Zuschauerinnen in diese Welten zu entführen?

Unser Ziel für den Bühnenbau war es, die beiden Welten gegenüber zu stellen. Die Zuschauer in der Mitte des Amphitheaters sollten sich mitten im Stück befinden und das nicht nur im übertragenen, sondern im wörtlichen Sinn. In der Mitte erbauten wir eine runde Bühne, die den goldenen Käfig von Senta darstellte. Außen umringten zwei Schiffe das Amphitheater. So saß unser Publikum zwischen Sentas Welt mit dem goldenen Käfig in der Mitte und der aufregenden Welt außen, repräsentiert durch die Schiffe aus Seecontainern. Neue, in einheitlichem blau lackierte Seecontainer stellten das Schiff von Sentas Vater dar. Alte, rostige Container auf der anderen Seite wurden zum Schiff des fliegenden Holländers. Das Publikum war dadurch komplett umringt. Nur eine „Planke“ aus Baugerüsten verband die beiden Welten.

Wie kamen Sie denn eigentlich auf die Idee, Seecontainer für das Bühnenbild einzusetzen?

Schiffscontainer waren gar nicht unsere Ursprungsidee. Wir wollten eigentlich Baugerüste nutzen. So hätten wir das Industrieflair der Halde aufgegriffen und die Etagen des Gerüsts sollten an Schiffplanken erinnern. Die Zuschauer wären umrahmt von diesen Gerüsten und in einer abgeschlossenen Welt gewesen. In der Praxis ist es aber schwierig, Gerüste auf einer windigen Halde sicher zu montieren. So stießen wir zunächst aus pragmatischen Gründen auf Seecontainer. Die Container haben in sich ja schon eine geprüfte Statik und stehen auch über mehrere Etagen gestapelt selbst bei widrigen Bedingungen sicher. Wie gut Container auch zum Inhalt des Stücks passen, wurde uns erst bewusst, als wir uns mit der Alternative befasst hatten. Ich meine: Seecontainer sind das, was man direkt mit Schifffahrt verbindet. Wenn wir an die riesigen Containerschiffe denken, sind Container sogar der größte Teil, dessen, was man vom Schiff sieht.

Haben die „Bühnencontainer“ denn gehalten, was Sie erwartet haben?

Am Ende, sah das Ergebnis wirklich exakt so aus, wie ich mir das in dem Rendering vorher schon vorgestellt hatte.

Für das Schiff des Vaters nutzten wir nur neue Container, alle in Blau. Für das Geisterschiff hingegen richteten wir die Anfrage an Bloedorn Container, uns nur die ältesten und ramponiertesten Container zu liefern, die sie finden konnten.

Da die aber natürlich nicht so zahlreich im Umlauf sind, war das gar nicht so einfach zu organisieren, wie mir die Einkäufer und Disponenten berichteten. Also haben die Kollegen nach und nach alles, was alt und verrostet war, angekauft und immer direkt auf der Halde oben gelagert. So konnte mit dem Aufbau direkt gestartet werden, als der letzte Container dort oben eintraf.